Atembeschwerden und Vorhandlahmheit

Caruso ist ein 12-jähriger Traber-Wallach, der nie Rennen gelaufen ist. Er wird von seiner Besitzerin engagiert gearbeitet (Reiten, Longieren, Faszientraining, Bodyforming).

Vorgeschichte: Zunächst zeigte Caruso eine erschwerte Atmung im Trab an der Longe, uzw. bereits nach geringer Belastung. Schleimlöser brachten kein Ergebnis. Der Tierarzt konnte auf der Lunge wiederholt „nichts“ hören.

Einige Wochen später begann Caruso zusätzlich vorne links zu lahmen. Er wurde tierärztlich durchgecheckt und geröntgt – ohne Ergebnis. Ein Entzündungshemmer wurde verabreicht – leider ohne anhaltenden Erfolg.

Bei meiner Untersuchung fand ich folgenden Befund: Caruso lahmte vorn links im Trab mit deutlicher Nickbewegung, wenn er auf der rechten Hand lief und besonders bei hoher Halshaltung. Es handelte sich um eine Hangbeinlahmheit, bei der die Vorführphase eingeschränkt ist. Typischerweise ist das sichtbar, wenn das betroffene Bein außen ist (linkes Vorderbein auf der rechten Hand) und wenn der Hals hochgetragen wird (wegen der Spannung auf dem Kopfarmmuskel). Die erschwerte Atmung zeigte sich als Problem beim Aus-, nicht beim Einatmen.

Die Untersuchung des Vorderbeins links bezüglich der Gelenke und Sehnen ergab keinen besonderen Befund. Aber auffällig war die schiefe Stellung des Hufs. Die Trachten waren sehr hoch, die Eckstreben massiv und die Wände innen/außen unterschiedlich lang. Caruso war erst kürzlich von Eisen auf Barhuf umgestellt worden.

Außerdem waren die Brustmuskeln und die Zwischenrippenmuskeln sehr verspannt, das Brustbein sowie die Halswirbel 4 und 5 fest. Dies alles konnte ich lockern, was Caruso mir mit tiefen, erleichterten Atemzügen dankte. Die Halswirbel habe ich noch für zwei Tage getaped, um die lockernde Behandlung zu verlängern.

Leider berichtete die Besitzerin aber in den Folgetagen, dass ein Taktfehler und vor allem die erschwerte Atmung blieben. Also fuhr ich wieder hin, um zu suchen, ob wir etwas übersehen hatten. Der Befund bestätigte sich erneut. Zusätzlich war diesmal das Zwerchfell verkrampft, dadurch der ganze Rumpf in der Einatmungsstellung wie „aufgepumpt“.

Zusammenhang: Die schiefe Hufstellung führte zu einer Verspannung der Muskeln im Bereich Brust-Schulter-Hals. Die Verkrampfung behinderte einerseits das linke Vorderbein (Lahmheit) und andererseits die Atmung. Die lockernde Behandlung hatte keinen Bestand, da die Ursache (schiefe Hufe) nicht korrigiert war.

Die manuelle Behandlung bestand erneut in einer umfassenden Lockerung des Hals-Brust-Überganges und des Rumpfes inkl. Zwerchfell. Diesmal wurde ein Tape zur Stütze des Halsansatzes angebracht. Und ich feilte eine erste Hufkorrektur, glücklicherweise war das Pferd ja barhuf.

Erfreulicherweise konnte in den Folgetagen eine kompetente Barhufpflegerin gefunden werden. Die Besitzerin berichtete: Nach der Korrektur der Hufe und ihrer Faszienbehandlung kam Caruso aus dem Gähnen nicht mehr heraus…

Danach blieben Lahmheit und Taktfehler weg. Die Atmung ist nur noch erschwert, wenn der Wallach auf der Vorhand latscht. Doch die Besitzerin arbeitet dagegen mit einem anspruchsvollen Training zur Hinterhandaktivität. Jetzt geht’s wieder bergauf, Caruso!