Fesselträgerlahmheit, Gleichbeinlahmheit
Fesselträgerlahmheiten und Gleichbeinlahmheiten beim Pferd sind anfangs schwer zu erkennen. Sie entwickeln sich schleichend, führen aber bei weiterer Belastung zu starken Schmerzen und langem Trainingsausfall.
Die Ganganalyse scheint zunächst ohne besonderen Befund
– außer auf einer Hand im Trab auf dem Zirkel. Da ist für das geübte Auge eine Unregelmäßigkeit der Hinterhand zu erkennen. So wie bei dem jungen Haflingerwallach AlCapone (siehe Video auf facebook). Es schmerzt dem Pferd in dem Moment, wo das äußere Hinterbein vom Boden abdrückt. Im Stand schont das Pferd das betroffene Bein oft, vor allem nach Belastung (siehe Foto von AlCapone anbei). Ein Wendeschmerz ist häufig zu sehen.
Betroffen ist der Fesseltrageapparat
– der besonders strapaziert wird beim Schieben des (äußeren) Hinterhufs, bei tiefem Boden, in höheren Gangarten und beim Bergaufreiten, aber auch beim Rückwärtsrichten und in Seitengängen. In allen diesen Momenten wird der Fesselträger gedehnt, die Gleichbeine müssen Druck aufnehmen, die Gleichbeinbänder und das Fesselringband werden ebenfalls gedehnt. Wenn nur eine dieser Strukturen gereizt ist, meist die Sehne oder die Bänder, manchmal auch die knöchernen Gleichbeine, schadet weiteres Training.
Eine genauere Diagnose kann vom Tierarzt erbeten werden. Ultraschall ist meist nützlich, Röntgen und Beugeprobe ergeben oft gar nichts. Bei AlCapone war das Bein nicht einmal warm oder dick.
Die Behandlung der Fesselträgerreizung
– besteht in jedem Fall hauptsächlich aus konsequenter Trainingspause bis zum Abklingen der Reizung. Bei AlCapone waren es zum Glück nur Wochen, viele Patienten mussten Monate einplanen.
Was kann Manuelle Tiermedizin bei akuter Reizung des Fesseltrageapparates helfen?
- Verspannungen vom Rücken hinab stressen den Fesseltrageapparat durch Dauerzug. Eine ERSTBEHANDLUNG sollte so früh wie möglich erfolgen. Denn Physiotherapie kann Muskelzüge ausgleichen und Schmerzen nehmen. Osteopathie kann die Faszienspannungen reduzieren, den Austausch der extrazellulären Flüssigkeit verbessern und die Heilung beschleunigen.
- Während der Trainingspause drohen Muskelabbau und Folgebeschwerden, insbesondere im Rücken. Bereits in der SCHRITTPHASE kann das Pferd gelockert und im Bereich der Rumpfträger aktiviert werden. Der Besitzer lernt, das Pferd in Stellung, Biegung und Aufwölbung zu führen.
- Beim ANTRAINIEREN ist vieles zu beachten. Die Belastung muss kontrolliert gesteigert werden. Dazu ist eine Beratung und Anleitung notwendig, welche Bewegungen das Gewebe im Wachstum nach und nach fördern, ohne einen Rückfall zu provozieren.
- Langfristig soll nicht zu dem „Alltag“ zurückgekehrt werden, der die Fesselträgerlahmheit oder die Gleichbeinlahmheit entstehen ließ. Der Besitzer lernt PHYSIOTHERAPIE AN DER LONGE als ideale Vorbeugung und Ergänzung.
AlCapone ist jedenfalls wieder auf bestem Weg!