Einfach nur an der Longe im Kreis traben?
Beim Antrainieren von Jungpferden – egal ob 3, 7 oder 5 Jahre alt – stellt sich heraus, dass ein Pferd NICHT von Natur aus auf dem Zirkel im Kreis laufen kann.
Viele aufmerksame Remontenbesitzer ließen mich in den letzten Monaten ihre angehenden Reitpferde untersuchen. Anlass waren Schwierigkeiten beim Longieren, meist auf der rechten Hand im Trab. Ob ein physiotherapeutisches Problem vorliege, wurde ich gefragt.
Drei Viertel dieser jungen Remonten waren gesund, etwa ein Viertel hatte Muskelverspannungen oder eine Blockade. Die Termine haben sich trotzdem für alle gelohnt, sagen die Besitzer. Denn sie haben Sicherheit gewonnen über den Gesundheitsstatus ihres Pferdes bezüglich Bewegungsapparat, Zähnen und Hufen, Passform des Sattels, Futter- und Entwicklungszustand. Und natürlich habe ich die Trainingsbereitschaft durch die manuelle Behandlung verbessern können.
Aber traben die Jungpferde danach auf beiden Zirkeln? Nicht unbedingt! Denn auch ein gesunder ‚Steppenbewohner‘ muss erst lernen, was in der Natur nicht vorgesehen ist, nämlich auf einem kleinen Kreis zu laufen. Das Pferd muss erst verstehen und die entsprechenden Muskeln dosiert bedienen üben, um nicht schräg wie ein Motorrad sondern aufrecht wie eine Eisenbahn, nicht steif wie ein Brett sondern in Stellung und Biegung einen Zirkel zu bewältigen. Dazu braucht es ergänzend zu manueller Tiermedizin auch Gymnastik an der Longe nach physiotherapeutischen Grundsätzen, kurz ‚Physiotherapie an der Longe‘.